Deutsch-Hannoversche Partei (DHP oder Welfen) in Preußen

Die Deutsch-Hannoversche Partei (DHP oder Welfen) war eine konservativ und großdeutsch ausgerichtete Regionalpartei in der preußischen Provinz Hannover. Die Partei wurde 1869 gegründet und entwickelte sich nach 1871 zur dominierenden politischen Vertretung der sogenannten "Welfischen Bewegung", die gegen die Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen protestierte und die Wiederherstellung der hannoverschen Selbstständigkeit forderte. Die Facetten dieser Selbstständigkeit umfassten dabei separatistische Bestrebungen, aber auch die Forderung der Einrichtung eines Hannoveraner Bundesstaats im Rahmen der Reichsverfassung. Im Kaiserreich konnte sich zunehmend der föderalistische Flügel durchsetzen, was die Möglichkeit eröffnete, im Reichstag wie im preußischen Abgeordnetenhaus mit der Zentrumspartei Wahlbündnisse und Fraktionsgemeinschaften einzugehen. Die Nähe der beiden Parteien setzte sich auch in der Weimarer Republik fort. Vorerst blieb die DHP eine maßgebliche Partei auf regionaler Ebene. Bei den Landtagswahlen 1921 konnte die DHP diese Position verteidigen und war mit 2,4 Prozent (in ganz Preußen) verhältnismäßig erfolgreich. Im Folgenden bemühte sie sich darum, ihr Kernanliegen zu erfüllen und einen hannoverschen Bundesstaates mithilfe des Artikels 18 der Reichsverfassung zu schaffen. In einer Vorabstimmung in den traditionell starken Landkreisen Stade und Lüneburg, die zwei Wochen nach den Landtagswahlen 1924 stattfand, scheiterte das Vorhaben jedoch deutlich. Auch bei den Landtagswahlen konnte die Partei mit 1,7 Prozent ihr vorheriges Ergebnis nicht wiederholen und büßte bei den folgenden Wahlen stetig an Stimmen ein. Maßgeblich für den Wählerschwund dürfte die zunehmende nationalistische Ausrichtung der Partei gewesen sein, die kaum noch Alternativen zur DNVP und später zur NSDAP aufzuzeigen vermochte. Nach den Märzwahlen 1933 wurde die Partei aufgelöst, um einem Verbot zuvorzukommen.
Literatur
ASCHOFF, Hans-Georg, Die Deutschhannoversche Partei zwischen Revolution und Machtergreifung (1918-1933), in: Stader Jahrbuch 1988 (Stader Archiv NF 78), Stade 1988, S. 61-87.
ASCHOFF, Hans-Georg, Welfische Bewegung und politischer Katholizismus 1866-1918. Die Deutschhannoversche Partei und das Zentrum in der Provinz Hannover während des Kaiserreichs (Beträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 83), Düsseldorf 1987.
FALTER, Jürgen / LINDENBERGER, Thomas / SCHUMANN, Siegfried, Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik. Materialien zum Wahlverhalten 1919-1933 (Statistische Arbeitsbücher zur neueren deutschen Geschichte), München 1986, S. 101.
NEUMANN, Klaus, Politischer Regionalismus und staatliche Neugliederung in den Anfangsjahren der Weimarer Republik in Nordwestdeutschland (Geschichte 4), Münster 21990, S. 276-373.
SCHLEMMER, Martin, "Los von Berlin". Die Rheinstaatsbestrebungen nach dem Ersten Weltkrieg, Köln u. a. 2007, S. 641-645.
Separatismus in der preußischen Provinz Hannover; Schlagwort Nr. 1801.
STEINWASCHER, Gerd u. a., Geschichte Niedersachsens, Bd. 5. Von der Weimarer Republik bis zur Wiedervereinigung (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 36), Hannover 2010, S. 66-69.
Empfohlene Zitierweise
Deutsch-Hannoversche Partei (DHP oder Welfen) in Preußen, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 7036, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/7036. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 20.01.2020.
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