Dokument-Nr. 13949
Facunda an Pius XI.
Höxter, 20. September 1924

Heiliger Vater!
Im Laufe des Sommers wurden uns durch den hiesigen Caritas-Ausschuß 2 große Ballen mit Altkleidung als Liebesgabe für unsere Waisenkinder zugeteilt. Es tat uns leid, daß wir nicht wußten, bei wem wir uns zu bedanken hatten; denn die gütigen Spender waren uns nicht bekannt. Erst jetzt erfahren wir, daß wir die Liebesgaben dem "Päpstlichen Hilfswerk in Amerika", also in erster Linie Ihnen, Heiliger Vater, verdanken. Es ist nicht das erstemal in den letzten schweren Jahren, daß wir und die unserer Obsorge anvertrauten Kinder die Güte Eurer Heiligkeit erfahren. Wiederholt wurden uns durch den Diözesan-Caritasverband Geldspenden überwiesen, die Eure Heiligkeit in väterlicher Liebe und Sorge für die Linderung der Not der deutschen Kinder bestimmt hatten. Bisher wagten wir es nicht Ihnen, Heiliger Vater, in einem Schreiben zu nahen, obschon unsere Herzen von tiefem Danke erfüllt waren ob dieser warmen Teilnahme, welche Eure Heiligkeit den unter den Kriegsfolgen
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leidenden Völkern, besonders den Kindern, bezeigen. Ermuntert durch die fortgesetzten Beweise väterlicher Huld und Liebe kommen wir nunmehr, um Eurer Heiligkeit unsern demütigsten und ehrfurchtsvollsten Dank zu Füßen zu legen. Durch eifriges Gebet für Euer Heiligkeit und in den Anliegen der hl. Kirche wollen wir unsern Dank in die Tat umsetzen.
Unser hiesiges Waisenhaus zählt gegenwärtig 60 Knaben und 20 Mädchen, größtenteils Krieger-Halb- und Vollwaisen. Wir Schwestern gehören der "Kongregation der Schwestern der christlichen Liebe" an. Seit einigen Jahren sind unsere Schwestern auch in Rom, nämlich im Campo Santo, wo sie den Haushalt führen, und in der Villa Paolina, wo sie eine Schule haben. Das General-Mutterhaus unserer Genossenschaft, deren Stifterin Mutter Pauline v. Mallinckrodt ist, befindet sich in Paderborn/W. Vor kurzem brachte unsere liebe Würdige Mutter, die vorübergehend in Rom weilte, uns den Segen Eurer Heiligkeit und Grüße aus der Ewigen Stadt mit.
Indem ich Sie, Heiliger Vater, bitte, unsern und unserer lieben Waisen tiefgefühlten Dank huldvollst entgegenzunehmen, bin ich
Euer Heiligkeit
demütigste Dienerin
Schwester Facunda,
von der Genossenschaft der Schwestern der christlichen Liebe.
Empfohlene Zitierweise
Facunda an PiusXI. vom 20. September 1924, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 13949, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/13949. Letzter Zugriff am: 04.05.2024.
Online seit 18.09.2015, letzte Änderung am 01.09.2016.