Dokument-Nr. 20531

[Wienken, Johann Heinrich]: [Kein Betreff]. [Berlin], 02. Januar 19281

Abschrift
In Sachen der chinesischen Studenten erlauben wir uns gehorsamst folgendes zu bemerken:
Nach Ausweis der Veröffentlichungen des Statistischen Reichsamts, die soeben erschienen sind, befinden sich auf
deutschen Hochschulen 202 Studierende aus China (196 männliche und 6 weibliche)
(Im vorigen Jahre waren es 294 chinesische Studenten)
Von den 202 Studierenden befinden sich:
auf Universitäten 125 (121 männliche und 4 weibliche)
auf technischen Hochschulen 77 (75 männliche und 2 weibliche)

Von den 125 Studenten auf deutschen Universitäten studieren:
Evangelische Theologie 1 Rechts- und Staatswissenschaft 2
Medizin 34 Wirtschaftswissenschaft
(Volkswirtschaftslehre)
26
Zahnheilkunde 1 Philosophie, Pädagogik 12
Geschichte 3 Geographie 1
Mathematik u. Naturwissenschaft 3 Chemie 35
Landwirtschaft 1 Mineralogie, Geologie, Botanik 3
Forstwirtschaft 2 keine Angaben über seine Studienfächer hat gegeben 1

Von den 77 Studenten aus China, die Technische Hochschulen besuchen, studieren
Architektur 7 Bauingenieurwesen 11
Maschineningenieurwes. 26 Elektrotechnik 12
Schiffbau 1 Chemie 18
Hüttenkunde 1 Bergbau 1
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Aus den sonstigen asiatischen Ländern befanden sich im vorigen Jahre auf deutschen Hochschulen 416 Studierende
Georgien 81
Japan 103
Indien 67
Persien 47
übriges Asien (Armenien, Aserbeidschan, Palästina) 118

Es sei noch bemerkt, daß die Zahl der Studierenden aus dem Ausland im letzten Jahre um 7.9 % gegenüber dem Vorjahre abgenommen hat.
Die Betreuung der Studierenden aus China und aus den übrigen asiatischen Ländern wird in Deutschland am Besten durchgeführt werden können durch die in den einzelnen Hochschulstädten angestellten Studentenseelsorger. Zum Teil wird es auch jetzt schon durch diese besorgt.
In Berlin ist für die Studierenden aus dem Auslande durch die Alexander von Humboldt-Stiftung ein besonderes Heim in Berlin-Charlottenburg, Fasanenstraße 23, eingerichtet worden. In diesem Heim verkehren auch die Studenten aus China. Es werden dort den Studenten aus dem Auslande regelmäßig Vorträge gehalten. U. A. hat auch Hochwürden Dr. Sonnenschein bereits dort zu den Studenten gesprochen.
In den ersten Jahren naczh2 Beendigung des Krieges hatte Hochwürden Pater Gemmel S. J., der die Universität Berlin besuchte, einen kleinen Kreis von Studenten aus Asien, darunter auch chinesische Studenten, um sich gesammelt, die er im christlichen Sinne zu beeinflussen suchte. Zeitweilig war auch ein katholischer Student aus X<C>hina3 in Berlin, der sich seiner Mitstudenten angenommen hat. Die wirtschaftliche Fürsorge für die Studenten aus dem Auslande wird ausgeübt durch die "Zentralstelle für das Studium der Ausländer" in Berlin. Leiter: Herr Professor Dr. Karl Remmé. Er
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ist ein guter Katholik.
In letzter Zeit wird von dem Auswärtigen Amt im Einvernehmen mit dem Reichsministerium des Innern und den Länderregierungen die Schaffung einer neuen Organisation geplant, deren besondere Aufgabe die Beratung und Betreuung aller in Deutschland studierenden Ausländer sein soll. Es wird sich durch diese geplante Organisation auch gewiß ermöglichen lassen, daß die katholischen Studentenseelsorger in geeigneter Weise mit den Studenten aus China in Verbindung kommen, und so eine geistige Betreuung im christlichen Sinne durchführen können.
- Nach Mitteilung des Herrn Dr. Sonnenschein befinden sich z. Zt. in Berlin 1-2 kath. chinesische Studenten. -
1Datum rekonstruiert nach Informationen aus dem Nuntiaturbericht.
2Hds. vermutlich vom Verfasser gestrichen.
3Hds. vermutlich vom Verfasser gestrichen und eingefügt.
Empfohlene Zitierweise
[Wienken, Johann Heinrich], [Kein Betreff], [Berlin] vom 02. Januar 19281, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 20531, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/20531. Letzter Zugriff am: 28.04.2024.
Online seit 20.01.2020.