Dokument-Nr. 4168
Pacelli, Eugenio
an Gasparri, Pietro
Berlin, 07. November 1928
Regest
Pacelli teilt mit, dass er eine Denkschrift des Jesuiten Franz Hürth über das Buch "Gesetzliche Unfruchtbarmachung Geisteskranker" des Freiburger Caritaswissenschaftlers und Priesters Joseph Mayer an den Sekretär des Heiligen Offiziums Merry del Val sandte. Der Nuntius legt Gasparri weisungsgemäß eine Abschrift der Denkschrift Hürths bei. Mayer ist Privatdozent für Caritaswissenschaft und Assistent am Institut für Caritaswissenschaft der theologischen Fakultät in Freiburg. Institutsdirektor ist der Moraltheologe Keller, dessen Schriften mehrfach Anlass zu ernsthafter Kritik gaben. Auch sein neuester Artikel über den christlichen Eigentumsbegriff wurde in der Zeitschrift der Jesuiten Scholastik scharf und begründet kritisiert. Das Buch Mayers erlangte die Imprimatur des erzbischöflichen Ordinariats Freiburg nur mit erheblichen Schwierigkeiten. Hürth anerkannte in einer Rezension des Buches in der Zeitschrift Scholastik zwar das darin enthaltene Gute und Nützliche aus der Perspektive der Wissenschaft und der Praxis, zeigte aber die Falschheit der darin vertretenen Grundthese auf. Das Buch Mayers wurde in Deutschland sehr bekannt. So bezogen sich mehrere Redner in der Debatte in der Reichstagskommission für die Reform des Strafgesetzbuchs darauf. Der Abgeordnete der Deutschen Volkspartei Zapf forderte, gewöhnliche Gewohnheitsverbrecher vorzeitig aus der Haft zu entlassen, wenn sie sich einer Sterilisation unterziehen. Der Abgeordnete der Bayerischen Volkspartei Emminger unterstützte diesen Vorschlag mit Verweis auf das genannte Buch Mayers. Der sozialdemokratische Abgeordnete Moses unterstützte diesen Vorschlag ebenfalls und behauptete, dass die Initiative zur Sterilisation vom katholischen Süddeutschland und namentlich vom Buch Mayers ausgegangen sei. Moses kündigte an, auf diese Argumentation im Rahmen der Debatten um den Paragrafen 218 über den Schwangerschaftsabbruch zurückzukommen. Pacelli legt einen entsprechenden Artikel der Vossischen Zeitung bei. Außerdem übersendet er einen Artikel Zapfs aus der Deutschen Allgemeinen Zeitung, in dem er Mayers Arbeit bespricht. Pacelli befürchtet, dass eine Verurteilung des Buches von Mayer, der Professor an einer staatlichen Universität ist, durch den Heiligen Stuhl den Gegner eines Konkordatsabschlusses mit Preußen in der gegenwärtigen schwierigen Phase der Verhandlungen in die Hände spielen würde. Deshalb rät der Nuntius, dass mindestens einer der deutschen Bischöfe umgehend klarstellen sollte, dass die These Mayers nicht der Lehre der Kirche entspricht.Betreff
Sul libro del Sac. Dr. Giuseppe Mayer "Gesetzliche Unfruchtbarmachung
Geisteskranker"
Con Foglio N. 40258 in data del 21 ottobre p.p. ebbi l'onore di trasmettere all'Eminentissimo Signor Cardinale






Il detto sacerdote è libero docente di "scienza delle opere di carità" (Caritaswissenschaft) nella Facoltà teologica della Università di Friburgo nel Baden




33v
das soziale und wirtschaftliche Leben


Il libro del Mayer (di ben 466 pagine) fa parte della collezione Studien zur katholischen Sozial- und Wirtschaftsethik


Lo scritto del Mayer è divenuto assai noto in Germania. – La Commissione del Reichstag







34r
comandò lo studio
dell'opera del Mayer. Il deputato socialista




Mi permetto parimenti di accludere un articolo del suddetto Dr. Zapf, apparso sulla Deutsche Allgemeine Zeitung

Se all'umile sottoscritto è lecito di esprimere un subordinato parere al riguardo, sembrerebbe che una condanna da parte della S. Sede di un libro di un docente in una Università dello Stato potrebbe, nel momento presente in cui si è così vivamente riaccesa nei circoli anticattolici e nella loro stampa la lotta contro il Concordato

34v
di togliere la falsa opinione che la tesi propugnata
dal Mayer corrisponda alla dottrina della Chiesa.Chinato umilmente al bacio della Sacra Porpora, con sensi di profondissima venerazione ho l'onore di confermarmi
Dell'Eminenza Vostra Reverendissima
Umilissimo Devotissimo Obbligatissimo Servo
+ Eugenio Pacelli Arcivescovo di Sardi
Nunzio Apostolico