Dokument-Nr. 9712
Pacelli, Eugenio an Gasparri, Pietro
München, 19. August 1919
Regest
Von einem BVP-Abgeordneten erfuhr Pacelli, dass Kultusminister Hoffmann die neue Reichsverfassung als zu günstig für die Kirche ansieht und die Mitwirkung des Staates an der Besetzung kirchlicher Stellen erhalten möchte. Er möchte sich bald mit Pacelli wegen Konkordatsverhandlungen zu diesem Punkt treffen. Nach Ansicht Pacellis gibt es aber nichts zu besprechen, weil die Frage schon in der Reichsverfassung geregelt sei; nichtsdestotrotz hält er es für wenig feinfühlig, wenn der Heilige Stuhl das bayerische Konkordat vom 5. Juli 1817 als Erster für ungültig erklären würde, obwohl – wie Pacelli unterstreicht – die bayerische Regierung ihrerseits dieses Konkordat schon verletzt hat, indem sie den Artikel V. über die geistliche Schulaufsicht nicht befolgt hat. Die Regierung hat auch keinen Anspruch auf eine Anwendung des Artikels IX. desselben, der ausschließlich den König von Bayern und dessen Nachfolger betrachtet. Pacelli bittet um Anweisungen, wie er sich in den Verhandlungen zu verhalten habe.[Kein Betreff]
5r
articolo 9, è proprio Re Baviera e successori cattolici, quindi non
passa nuovo Governo. Prego V. E. R. darmi istruzioni sollecite.
Pacelli.
1↑Protokollnummer rekonstruiert aus Protokollbuch.