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Die mühsamen Verhandlungen um einen Kirchenvertrag zwischen Frankreich und dem
Heiligen Stuhl begannen im November 1800. Es standen sich auf französischer Seite Kaiser
Napoleon Bonaparte I. und der Bevollmächtigte des Ersten Konsuls, Abbé Bernier, sowie auf
kirchlicher Seite der Kurienprälat Giuseppe Maria Spina, unterstützt vom Generaloberen der
Serviten, Pater Caselli, gegenüber. Als die Verhandlungen mehrfach zu scheitern drohten,
übernahm Kardinalstaatssekretär Ercole Consalvi die Gesprächsleitung. Unter seiner
Federführung wurde das Konkordat mit Frankreich schließlich am 15. Juli 1801 zwischen
der von Napoleon regierten Französischen Republik und Pius VII. geschlossen und 1802
promulgiert. Der relativ kurze Text, der die Anerkennung der Rechtmäßigkeit der
republikanischen Regierung Frankreichs implizierte, gewährte im Ersten Artikel, wenngleich
mit Einschränkungen, die Freiheit des katholischen Kultes und hob so die bisherige
restriktive französische Gesetzgebung auf. Weiterhin sah das Konkordat eine Neuumschreibung
der Bistümer vor, deren Bischöfe vom Ersten Konsul ernannt und vom Papst daraufhin bestätigt
werden sollten. Der Staat verpflichtete sich zur Besoldung des Klerus, während die Kirche
dafür auf eine Restitution des in der Französischen Revolution verlorenen Kirchenvermögens
verzichtete. Der gesamte französische Episkopat wurde zum Amtsverzicht gezwungen. Die
einseitige Interpretation des Konkordats durch Napoleon mittels der 77 "Organischen Artikel"
führte zu einer Verschlechterung der Beziehungen zum Heiligen Stuhl. Das Konkordat blieb bis
1905 in Kraft.
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Konkordat mit Frankreich von 1801
Sources
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SEVESTRE, Émile, L’histoire, le texte et la destinée du concordat de 1801, Paris
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Recommended quotation
Konkordat mit Frankreich von 1801, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', keyword no. 11061, URL: www.pacelli-edition.de/en/Keyword/11061. Last access: 01-06-2025.