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Das 1814 auf dem Wiener Kongress neu entstandene Königreich Hannover war an einer
Ordnung des katholischen Kirchenwesens in seinem Sinne interessiert. Es vertrat dabei die
zeittypischen staatskirchlichen Vorstellungen. Zu diesen zählte auch das Nominationsrecht
des Königs für die beiden Bischofsstühle in Hildesheim und Osnabrück. Dieses hatte vor der
napoleonischen Epoche, wie in Reich üblich, bei den Domkapiteln gelegen. Die hannoversche
Regierung hoffte, das Domkapitelwahlrecht in direkten Verhandlungen mit dem Heiligen Stuhl
leichter kassieren zu können als in solchen mit dem heimischen Klerus. Zu diesem Zweck wurde
Ludwig Karl Konrad Georg von Ompteda im Frühjahr 1817 nach Rom entsandt. Er legte die
hannoverschen Forderungen in zwei Noten vom 20. Mai und vom 28. Juni
Kardinalstaatssekretär Ercole Consalvi vor. Dieser antwortete in einer ausführlichen Note
vom 2. September. In dieser betonte er, dass das Recht, Bischöfe zu nominieren, ein
Privileg sei, das der Heilige Stuhl in der Geschichte nur katholischen Souveränen gewährt
habe. Es sei keinesfalls als Ausfluss landesherrlicher Souveränität zu betrachten. Der
Kardinalsstaatssekretär unterstrich des Weiteren, dass das Kapitelwahlrecht in Deutschland
herkömmlich sei und nicht durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 auf die
Landesherren übergegangen sei. Für den Papst gebe es auch keine Veranlassung, es den
Kapiteln von Hildesheim und Osnabrück zu nehmen. In der Bulle "Impensa Romanorum Pontificum"
vom 26. März 1824 wurde das Kapitelwahlrecht trotz hannoverschen Widerstandes
schließlich bestätigt.
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Note Ercole Consalvis an Ludwig Karl Konrad Georg von Ompteda vom 2. September 1817
Sources
Bulle "Impensa Romanorum Pontificum" vom 26. März 1824, in: HUBER, Ernst Rudolf /
HUBER, Wolfgang (Hg.), Staat und Kirche im 19. und 20. Jahrhundert. Dokumente zur
Geschichte des deutschen Staatskirchenrechts, Bd. 1: Staat und Kirche vom Ausgang
des alten Reichs bis zum Vorabend der bürgerlichen Revolution, Berlin
21990 ND Darmstadt 2014, Nr. 121, S. 299-308 [deutscher
Text].
Bulle "Impensa Romanorum Pontificum" vom 26. März 1824, in: MERCATI, Angelo
(Hg.), Raccolta di concordati su materie ecclesiastiche tra la Santa
Sede e le autorità civili, Bd. 1: 1098-1914, Rom 21954, S. 689-696 [lateinischer Text].
Note Ercole Consalvis an Ludwig Karl Konrad Georg von Ompteda vom 2. September
1817, in: MEJER, Otto, Zur Geschichte der römisch-deutschen Frage, Theil 2,
Abth. 2: Preußen, Hannover und die oberrheinischen Staaten, bis März 1819, Freiburg
im Breisgau 21885, S. 301-328.
Note Consalvis vom 2. September 1817 an den hannoverschen Gesandten Ompteda, in:
FRIEDBERG, Emil, Der Staat und die Bischofswahlen in Deutschland. Ein Beitrag zur
Geschichte der katholischen Kirche und ihres Verhältnisses zum Staat. Mit Aktenstücken.
Das neunzehnte Jahrhundert, Leipzig 1874, ND Aalen 1965 Aktenstücke, Nr. XXII,
S. 47-53 [Auszug].
Bibliography
ASCHOFF, Hans-Georg, Das Verhältnis von Staat und katholischer Kirche im Königreich
Hannover (1813-1866) (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens 86),
Hildesheim 1976, S. 55-117, bes. 69-72.
FRIEDBERG, Emil, Der Staat und die Bischofswahlen in Deutschland. Ein Beitrag zur
Geschichte der katholischen Kirche und ihres Verhältnisses zum Staat. Mit Aktenstücken.
Das neunzehnte Jahrhundert, Leipzig 1874, ND Aalen 1965, S. 63-90,
bes. 70-72.
MEJER, Otto, Zur Geschichte der römisch-deutschen Frage, Theil 2, Abth. 2:
Preußen, Hannover und die oberrheinischen Staaten, bis März 1819, Freiburg im Breisgau
21885.
Recommended quotation
Note Ercole Consalvis an Ludwig Karl Konrad Georg von Ompteda vom 2. September 1817, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', keyword no. 14039, URL: www.pacelli-edition.de/en/Keyword/14039. Last access: 06-06-2025.