Verband katholischer Arbeitervereine Westdeutschlands
Die Arbeitervereine und ihr Verband trieben zugleich den organisatorischen Aufbau mit Arbeitersekretariaten und Bezirksverbänden voran, was eine gewisse Emanzipation von den geistlichen Präsides der Ortsvereine bedeutete. Die Höchstzahl der Mitglieder erreichte der Verband kurz vor dem Ersten Weltkrieg 1912 mit ca. 220.000 Mitgliedern. In der Weimarer Republik konnte die Mitgliederzahl lediglich auf etwas niedrigerem Niveau stabilisiert werden. 1921 zählte der Verband ca. 186.000, 1930 ca. 192.000 Mitglieder; und dies, obwohl der Verband nun auch in ländliche Gebiete vordrang. Die christlichen Gewerkschaften waren auch in der Weimarer Republik weit erfolgreicher als die Arbeitervereine. Hinzu kam eine zunehmende Überalterung der Mitglieder und der Verbandsführung.
Im Gewerkschaftsstreit bezog der Verband eindeutig Position für überkonfessionelle christliche Gewerkschaften. Damit trat er aber die Funktion der wirtschaftlichen Interessenvertretung an diese Gewerkschaften ab. Um die Vereine weiter für die Mitglieder interessant zu machen, empfahlen Verband und Volksverein neben der religiösen Unterweisung und der Pflege der Geselligkeit den Ausbau sozialer Einrichtungen wie Unterstützungskassen. Dennoch wurden die Arbeitervereine von den christlichen Gewerkschaften bald hinsichtlich ihrer Mitgliederzahl überflügelt. Der Verband trat auch dem 1911 gegründeten "Kartellverband der Katholischen Arbeitervereine" bei.
Schon im Kaiserreich schloss sich der Verband eng an die Zentrumspartei an und wurde zu einer wichtigen Stütze der Partei in diesem Gebiet. 1917 forderte der Verband nach der Osterbotschaft Wilhelms II. unmissverständlich ein gleiches Wahlrecht in Preußen. Diese Haltung erleichterte es auch seinen Vertretern in den Zentrumsfraktionen in Preußen und im Reich, sich schnell mit den neuen Gegebenheiten nach der Novemberrevolution 1918 zu arrangieren und gegenüber den bürgerlich-konservativen Kräften in der Partei politisches Terrain zu gewinnen. Da jedoch schon bald Ernüchterung seitens der Verbände eintrat und die Republik lediglich als gegeben hingenommen und nicht aktiv unterstützt wurde, verlor der Verband bereits 1920 seine dominante Stellung innerhalb des Zentrums.
In den Folgejahren sah die Verbandsführung ihre Aufgabe vor allem in der Propagierung der Zentrumspolitik innerhalb der katholischen Arbeiterschaft, anstatt in der Vertretung von deren Forderungen. Dabei spielte die Scheu vor einem Konflikt mit dem Episkopat eine wichtige Rolle. Da die Zentrumspolitik jedoch zunehmend konservativer wurde und damit den Vorstellungen der meisten Arbeiter widersprach, schwächte sich der Verband mit diesem Vorgehen selbst. Diese Spannungen wurden beispielsweise in der Erklärung der Düsseldorfer Bezirksleitung katholischer Arbeitervereine Westdeutschlands vom 31. August 1925 sinnfällig.
In der Spätphase der Weimarer Republik wurde dem Verband schließlich seine durchgängig antisozialistische Ausrichtung zum Verhängnis. Als die Politik des Präsidialregimes Heinrich Brüning, der vom Verband unterstützt wurde, gescheitert war, konnten die Arbeitervereine dem aufstrebenden Nationalsozialismus nichts mehr entgegensetzen und gingen mit der Weimarer Republik unter.
Bibliography
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MÜLLER, Dirk H., Arbeiter, Katholizismus, Staat. Der Volksverein für das katholische
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