Nuntiatur
Im Laufe der Frühen Neuzeit entwickelte sich ein ständiges päpstliches Gesandtschaftswesen. Neben der Nuntiatur am Kaiserhof existierte von 1584 bis 1794 eine Nuntiatur in Köln. Am 14. Februar 1785 wurde die Apostolische Nuntiatur in München errichtet. In der Napoleonischen Zeit zwischen 1800 und 1818 war diese allerdings vakant. Im Gegensatz zur Kölner wurde die Münchener Nuntiatur allerdings wiederbesetzt. Auch wenn sie juristisch lediglich für das Königreich Bayern zuständig war, entwickelte sie sich im Laufe des 19. Jahrhunderts faktisch zur "Reichsnuntiatur".
Die Münchener Nuntiatur entwickelte sich unter Eugenio Pacelli zur Drehscheibe der vatikanischen Europa- und Weltpolitik. Da die diplomatischen Beziehungen des Heiligen Stuhls zu zahlreichen Regierungen wie etwa Italien, Spanien und Frankreich lange Zeit abgebrochen waren, kam der Münchener Nuntiatur gerade nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs eine zentrale Bedeutung zu.
Bereits während des Kriegs gab es Initiativen, dass Pacelli nicht nur bei Bayern, sondern auch beim Deutschen Reich akkreditiert werden sollte. Diese Pläne wurden allerdings erst in der Weimarer Republik umgesetzt. Papst Benedikt XV. ernannte Pacelli am 16. April 1920 zusätzlich zum Nuntius beim Reich in der neu errichteten Nuntiatur in Berlin. Dorthin siedelte Pacelli allerdings erst am 18. August 1925 nach dem Abschluss des Konkordats mit Bayern um. So lange verzögerte sich der Amtsantritt des bereits im November 1920 zum Nuntius in München ernannten Alberto Vassallo di Torregrossa. Die Münchener Nuntiatur wurde 1933/34 durch die Nationalsozialisten aufgelöst. Pacelli wurde am 24. Juni 1925 neben dem Reich auch beim Freistaat Preußen akkreditiert, um ein Konkordat mit Preußen auszuhandeln. De facto war Pacelli bis Dezember 1929 Nuntius in Deutschland – mit Ausnahme Bayerns.