Seelsorge an den italienischen Migranten im Deutschen Reich
Von Seiten der katholischen Kirche wurde die Notwendigkeit der Seelsorge für die italienischen Auswanderer insbesondere von Giovanni Battista Scalabrini, dem Bischof von Piacenza, wahrgenommen. In den 1880er Jahren rief er hierfür die Missionare vom heiligen Karl Borromäus (Scalabrinianer) für die Auswandererseelsorge ins Leben. 1905 empfahl er Papst Pius X., eine Kommission für die italienischen Migranten einzurichten. Der Papst griff die Idee 1912 auf, indem er durch das Motu Proprio "Cum omnes catholicos" eine "Sectione de spirituali emigrantium cura" schuf, die der Konsitorialkongregation unterstellt war. 1914/1920 wurde darauf aufbauend ein "Päpstliches Kolleg für die italienische Auswandererseelsorge" geschaffen, das Priester für die Mission ausbildete.
Neben Scalabrini engagierte sich insbesondere Geremia Bonomelli, der Bischof von Cremona, für die Migrantenseelsorge. Da sein Opera Bonomelli jedoch mit der staatlichen "Assoziazione Nazionale per soccorrere i missionari italiani" (ANMI) zusammenarbeitete, löste Pius XI. das Werk 1927 auf. Die Konsistorialkongregation errichtete stattdessen 1928 die "Missionari di emigrazione in Europa" als Organ der Auswandererseelsorge.
Im Deutschen Reich setzten sich neben den Scalabrinianern und Bonomellianern der St. Raphaelsverein und die Caritas für italienische Migranten ein. Auch Pfarrer, die in Rom studiert hatten und dementsprechend Italienisch sprachen, nahmen sich der Italiener an. In Berlin (Dokument Nr. 11027) kam als Herausforderung für die Seelsorge die Auseinandersetzung mit italienischen Faschisten hinzu. So war beispielsweise die "Casa degli Italiani", die in anderen Städten eine reine Kultureinrichtung war, auf Initiative Guiseppe Renzettis aus dem Sitz des "Partito Nazionale Fascista" hervorgegangen.
Pacelli legte 1952 als Papst Pius XII. mit der Apostolischen Konstitution "Exsul familia" eine neue und umfassende Grundlage für die Migrantenseelsorge.
Quellen
Motu Proprio "Cum omnes catholicos" vom 15. August 1912, in: Acta Apostolicae
Sedis 4 (1912), S. 526 f., in: www.vatican.va (Letzter Zugriff am: 06.06.2018).
Apostolische Konstitution "Exsul familia" vom 1. August 1952, in: Acta
Apostolicae Sedis 44 (1952), S. 649-704, in: www.vatican.va (Letzter Zugriff am: 06.06.2018).
Literatur
DOÉRT, Friedel, Carl Sonnenschein. Seelsorger, theologischer Publizist und
sozialpolitischer Aktivist, Münster 2012, S. 523-530.
Gli emigranti Italiani all'estero e specialmente in Germania. Note statistiche, in:
Rivista Internazionale di Scienze Sociali e Discipline Ausiliarie 26, Fasc. 101
(Maggio 1901), S. 3-22, in: www.jstor.org (Letzter Zugriff am: 06.06.2018).
Kongregation der Missionare vom heiligen Karl Borromäus (Congregatio Scalabriniana);
Schlagwort Nr. 1662.
Missionare für die italienischen Emigranten in Europa; Schlagwort
Nr. 3512.
Opera Bonomelli; Schlagwort Nr. 28095.
Päpstliches Kolleg für die italienische Auswandererseelsorge; Schlagwort Nr. 3516.
Partito Nazionale Fascista; Schlagwort Nr. 22035.
Renzetti, Giuseppe; Biographie Nr. 4556.
ROSOLI, Gianfausto, Gli inizi dell'assistenza religiosa e sociale agli emigrati
italiani in Europa: L'Opera Bonomelli tra impegno laicale e missionario, in: Migrazioni
in Europa. La presenza pastorale e missionaria della Chiesa italiana, Faenza 1988,
S. 33-49.
SCHIEDER, Wolfgang, Faschismus im politischen Transfer. Giuseppe Renzetti als
faschistischer Propagandist und Geheimagent in Berlin 1922-1941, in: REICHARDT, Sven /
NOLZEN, Armin (Hg.), Faschismus in Italien und Deutschland. Studien zu Transfer und
Vergleich (Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus 21), Göttingen 2005,
S. 28-58, hier 38.
Storia della missione, in: www.mciberlin.org (Letzter Zugriff am: 06.06.2018).
St.-Raphaelsverein; Schlagwort Nr. 28060.