Dokument-Nr. 13693
Merkel, Clara, geb. Dohna an [Pius XI.]1
Dohna, 27. Februar 1923

Seiner Heiligkeit gütiger edler Pabst Benedikit! [sic]
Mit Erfurcht hoher Herr, falle Ihnen zu Füßen um mit einer Bitte, mich Ihnen zu nahen und gütiger Vater, daß es mir vergeben wird, das ich einfaches Menschenkind es wage, unseren heiligen Pabst [sic] zu bitten. Die Not die über uns gekommen, durch dem schweren Krieg wo wir so leiden und Hungern müssen [sic]. Heiliger Vater, ich armes Menschenkind, bin Klein. – Rentner 60 Jahr alt und von früher Jugend nur an Arbeit gegangen, vor 2 Jahren starb mein Mann, nun muß ich von früh bis Abend schaffen um nur das notdürftigste zu bestreiten. An Fleisch oder Fett können wir nicht denken, so gehen wir zu Grunde seelisch und körperlich. Wie viel hört und liest man von der großen Sorge und Güte, die Seiner Heiligkeit uns Deutschen angedeihen läst, darum küße ich dem Saum des Kleides Seiner Heiligkeit in Demut, von über vollen Herzen spreche ich, erbarmen heiliger Vater mit einer armen Wittwe. Meine Bitte heiliger Vater geht dahin, ob mir kann geholfen werden. Ich besitze ein kleines Haus, möchte aber auch gern, mein Heim mir erhalten, wo ich und meine Schwestern gern noch einen ruhigen Lebenstag verbringen möchten, wie die eine Schwester mit ihren Kindern wohnt ist nicht Menschlich. Wenn mir könnte, durch Geldmittel mein Heim erhalten werden, dankte unseren heiligen Vater Zeit meines Lebens, heiliger Pabst und Vater, bin ich auch christligen Glaubens, so bette ich jeden Tag zu meinen Gott und Vater, der uns Alle liebt ohne Unterschied des Glaubens.
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Meine Bitte geht dahin heiliger Vater und Hoher Herr wenn wir in mein Haus kleine Wohnungen bauen könnten, um daß wir die großen Wohnungen vermieten könnten. Er brächte mir dann zu meinem Lebensunterhalt soviel das ich besser Leben könnte. Jetzt muß ich Hungern, Fleisch kann ich seit Jahren nicht mehr kaufen, Milch und Zucker auch ganz wenig, Eier nie daran zu denken. Gütiger Hoher Herr könnte meine Bitte genehmigt werden oder ist es unbescheiden, es würde allerdings eine Summe dazu gebraucht werden, eine Million-2 Million wird es kosten, aus zu bauen. Es könnte ja alles aufs einfachste gebaut werden um daß wir unsere 4 Wohnungen haben. Wir Geschwister unterstützen uns in Allem, Wäsche Nähen, Garten u. s. w. wir brauchen dann keine fremde Hilfe mehr. Uns Deutschen wird es durch die Feinde sehr schwer gemacht, warum heiliger Vater wollen sie sich so unversönlich zeigen, es kann ja genug sein des Haders. Heiliger Vater in mein Gebet, würde ich nie vergessen, was mir großes geschehen ist, meinen Lieben Gott falle ich zu Füßen und danke Ihnen stets dafür für Seine Güte und Wohltat. Hoher Herr, dürfte mann hoffen, daß mir könnte Hilfe gebracht werden, daß für uns unter dem Dach hübsche kleine Wohnungen ausgebaut werden könnten, nun ist es für mich von großen Wert, da ich auch im Garten viel zu arbeiten habe, wir Deutschen sind sehr an Arbeit gewöhnt was uns auch gesund erhält. Zu den Überglücklichsten würden wir gehören, wenn unser sehnlichster Wunsch erfüllt würde das wir für unser Leben eine eigene Wohnung hätten. Heiliger Vater seit meines Mannes Tod teile ich meine Wohnung mit fremden Leuten, alles muß man Preis geben, ich schlafe nur an einer Ecke auf der Diele,
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wie sehne ich mich nach einen kleinen Raum wo ich schlafen kann. Hoher Heiliger Vater, Sie vermögen viel, man hört und liest, was für über große Güte der große Heiliger Pabst uns Deutschen angedeihen läßt. Wenn Heiliger Vater mich ausersehen hat mir zu helfen, so kann ein Baumeister eine Anschlag machen, welchen wir Seiner Heiligkeit vorlegen würden. Es ist schwer die Zeit die Teuerung, das gesegnete tägliche Brot für mich nun fast unerschwinglich, ich vertraue meinen lieben Herr Gott welcher mir Hilfe bringt durch den Heiligen Vater. Wie wollen wir leben bescheiden, Blumen pflegen und fleißig arbeiten, an Vergnügen u. s. w. denken wir nie, wir erfreuen uns an Gottes Größe und Allmacht und Güte. Sind wir doch manchmal durch Hunger geplagt, so bringt doch unseren Glauben, an den gütigen Vater stets Hilfe. Wenn Hilfe kommt so ist es geschehen durch unseren göttlichen Herrn. Ein gesegneter Lebensabend soll uns beschieden sein, können wir in unseren Heim bleiben, die Geschwister werden auch älter und wir würden uns aushelfen. Gütiger Heiliger Vater Pabst, zählen Seiner Heiligkeit mich mit zu den die um Hilfe gebeten haben. Vergeben Heiliger Vater mir, meine Sünden wenn ich Sünder unrecht getan habe eine Bitte Seiner Heiligkeit vorzutragen. Gebe Gott seinen Segen und bin in Erfurchstvoller Demut eine arme Bittstellerin und beuge mich vor Seiner Heiligkeit.
Wittwe Clara Merkel.
1Ursprünglich falsch angegeben als "Benedikt XV.".
Empfohlene Zitierweise
Merkel, Clara, geb. Dohna an [PiusXI.]Ursprünglich falsch angegeben als "BenediktXV.". vom 27. Februar 1923, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 13693, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/13693. Letzter Zugriff am: 26.04.2024.
Online seit 23.07.2014, letzte Änderung am 10.09.2018.