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Das 19. Jahrhundert war in Spanien durch den Kampf zwischen
traditionalistisch-konservativen und liberal-progressiven Kräften geprägt. Unter der
Herrschaft Isabellas II. (1833-1868), deren Regierung bis zu ihrer Mündigerklärung 1843
verschiedene Regenten übernahmen, dominierten die Liberalen. In dieser Zeit kam es zu
Konflikten zwischen katholischer Kirche und Staat, die 1836 in der Enteignung der
kirchlichen Güter und der Aufhebung der Orden gipfelten. 1840 wurden die diplomatischen
Beziehungen zum Heiligen Stuhl abgebrochen. Nachdem noch unter Regent Baldomero Espartero
die sogenannten "progresistas" dominierten, gewannen von 1844 bis 1868 die "moderados" die
Oberhand. Diese Liberal-Konservativen strebten ein Bündnis mit der Kirche an, um eine
befürchtete soziale Revolution zu verhindern. Nachdem der Abschluss einer ersten "convenio"
zwischen Staat und Kirche 1845 auch am Widerstand aus den Reihen der "moderados" gescheitert
war, gelang mit dem neuen Papst Pius IX. am 16. März 1851 der Abschluss eines
Konkordats. Der Heilige Stuhl akzeptierte in dieser Übereinkunft den bis zu diesem Zeitpunkt
durchgeführten Verkauf kirchlichen Besitzes, bestätigte die traditionellen Mitwirkungsrechte
der Krone bei Bischofsernennungen, billigte das Prinzip der Pfarrreorganisation und erlaubte
eine moderate Revision der Diözesangrenzen. Der Staat anerkannte im Gegenzug formell die
Verantwortung für den Unterhalt von Weltklerus und Dombauhütten, das Recht der Bischöfe,
ihre pastoralen Aufgaben unabhängig wahrzunehmen, er verpflichtete sich zur finanziellen
Unterstützung der Seminare zur Priesterausbildung, erlaubte der Kirche, Eigentum zu
besitzen, und stimmte der Wiederzulassung von Männerorden zu. Artikel 1 des Konkordats
erklärte den Katholizismus zur einzigen Religion des spanischen Nation, Artikel 2 legte
fest, dass der Unterricht auf allen Ebenen des Erziehungssystems den Glaubensdogmen
entsprechen solle. Das Konkordat normalisierte das Verhältnis der katholischen Kirche zum
spanischen Staat. Allerdings divergierten die Absichten, die die beiden Vertragspartner
verfolgten. Wollten die "moderados" die Kirche als eine ihr Regime tragende Interessengruppe
integrieren, strebte die Kirche danach, Staat und Gesellschaft theokratisch zu durchdringen.
Das Konkordat kam in der Folgezeit in den politischen Wechselfällen nicht zur vollen Wirkung. 1953 schloss der Heilige Stuhl ein neues Konkordat mit dem Spanien Francisco Francos.
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Konkordat mit Spanien von 1851
Das Konkordat kam in der Folgezeit in den politischen Wechselfällen nicht zur vollen Wirkung. 1953 schloss der Heilige Stuhl ein neues Konkordat mit dem Spanien Francisco Francos.
Sources
MERCATI, Angelo (Bearb.), Raccolta di Concordati su Materie Ecclesiastiche tra la
Santa Sede e le Autorità Civil, Bd. 1: 1098-1914, Rom 21954,
S. 770-796.
Bibliography
CALLAHAN, William J., Church, Politics, and Society in Spain, 1750-1874, Cambridge, MA
/ London, S. 186-196.
GONZÁLEZ-NOVALÍN, José Luis, Spanien, in: Lexikon für Theologie und
Kirche3 9 (2000), Sp. 805-819, hier 809 f.
VINCKE, Johannes, Spanien, in: Lexikon für Theologie und Kirche 9 (1937),
Sp. 703-712, hier 705 f.
Recommended quotation
Konkordat mit Spanien von 1851, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', keyword no. 1154, URL: www.pacelli-edition.de/en/Keyword/1154. Last access: 19-05-2025.