Unterstützung der katholischen Kirche für die russischen Flüchtlinge im Deutschen Reich
Die Maßnahmen begannen 1921 mit Spenden Benedikts XV. an das "Komitee der russischen Kinderhilfe in Deutschland" und zusammen mit den deutschen Bischöfen an den Berliner Caritasverband, der damit russischen Arbeitslosen und Studenten half. 1924 ließ Pius XI. in Berlin eine eigene katholische Emigrantenfürsorgestelle einrichten, die Arbeitsstellen vermittelte und Frauen die Möglichkeit bot, in einer Nähstube zu arbeiten. Ihr Leiter, Ludwig Berg, erreichte zudem, dass kinderreiche Familien in Krankenhäusern Mittagessen bekamen. 1927 wurde die Emigrantenfürsorgestelle mit dem Caritasverband zusammengelegt.
1928 eröffnete dann ein Ableger der vom Papst in den USA gegründeten "Near East Welfare Association" in Berlin, das "Päpstliche Hilfswerk für die Russen in Deutschland". Dieses unterstand dem Danziger Bischof Edouard O'Rourke. Danzig war bereits seit 1921 ein weiteres Zentrum der Emigrantenseelsorge gewesen. Zudem wurden das Russische Rote Kreuz und dessen "Ambulatorium" finanziell unterstützt. Auch veranlasste Pius XI. die Einsetzung eines Seelsorgers für die russischen Emigranten, der katholische Messen im altslawischen Ritus feierte. 1923 wurde der litauische Priester Serghej Grum-Grgymaylo mit dieser Aufgabe betraut.
Im Hintergrund standen dabei einerseits das wachsende Interesse an den Ostkirchen und andererseits die Hoffnung auf eine Kirchenunion. Nach dem Ende der Staatskirche sah der Heilige Stuhl neue Chancen für eine Annäherung und sowohl Benedikt XV. als auch Pius XI. setzten sich bewusst und auf unterschiedlichen Wegen dafür ein: Im Bereich der theologischen Auseinandersetzung beispielsweise durch die Einrichtung eines Päpstlichen Orientalischen Instituts sowie einer Kongregation für die Orientalische Kirche (beide 1917). Letztere wurde 1925 um eine eigene "Päpstliche Kommission Pro Russia" erweitert. 1926 konnte zusammen mit Vertretern der russisch-orthodoxen Kirche eine Unionskonferenz in Wien veranstaltet werden.
Daneben engagierten sich die Päpste direkt für russisch-orthodoxe Gläubige: Im Zuge der Hungersnot 1921/1922 mit einem umfassenden Programm einer päpstlichen Hungerhilfe für Gläubige in Russland sowie durch die oben angesprochene Emigrantenseelsorge außerhalb Russlands. Auch liturgisch wurde die Wertschätzung der orientalischen Riten zum Ausdruck gebracht, so bei der 1600-Jahrfeier des Konzils von Nizäa 1925 in Rom.
Als sich abzeichnete, dass es zu keiner Union kommen würde und dass auch die Konkordatsverhandlungen mit der UdSSR gescheitert waren, versuchte Pius XI. die Katholiken in Russland zu unterstützen und eine neue römisch-katholische Hierarchie aufzubauen. Hierfür reiste Michel-Joseph Bourguignon d'Herbigny SJ 1925 und 1926 mehrfach nach Russland und in die Ukraine und weihte dort Bischöfe, bis er des Landes verwiesen wurde.
Ein wichtiger Faktor für das Scheitern der Unionsbemühungen waren die Spaltungen und Konflikte innerhalb der russisch-orthodoxen Kirche in der UdSSR wie auch der russisch-orthodoxen Kirche im Ausland: so übernahm in Russland die zunächst probolschewistische "Lebendige Kirche" faktisch die Kirchenleitung, während sich in der Emigration die antibolschewistische russisch-orthodoxe Kirche im Ausland (ROKA) konstituierte. Die ROK und die ROKA bauten im Deutschen Reich parallele Gemeindestrukturen auf.
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