Fuldaer Bischofskonferenz 1928 vom 7.-9. August
Die Konferenz beriet zu Beginn (Nr. 2 und 3) ein Schreiben Pacellis (siehe Dokument Nr. 4077) vom 28. Juli 1928, in dem er den Vorsitzenden der Bischofskonferenz Kardinal Bertram über die Verhandlungen zum Preußenkonkordat informierte, insbesondere über die Frage nach der Umschreibung der Bistümer sowie die Schulfrage. Darin hieß es unter anderem, dass das genaue Mitwirken der Bischöfe bei den Verhandlungen in "vertraulicher Aussprache" stattfinden solle.
Daran anknüpfend erließ die Bischofskonferenz fünf Vorgaben, die alle erfüllt werden müssten, damit katholische Reichstagsabgeordnete einem Reichsschulgesetz zustimmen dürften:
1. Die Bekenntnisschule dürfte rechtlich anderen Schularten nicht zurückgestellt werden.
2. Der Charakter der Bekenntnisschule sollte gesichert werden, daher sollten nur Lehrer angestellt werden, "die im Geiste der katholischen Religion vorgebildet sind und im Glauben und Leben sich als treue Anhänger der katholischen Kirche erweisen".
3. Es müsste sichergestellt werden, dass der Bestand der Bekenntnisschule nicht durch "einengende Bestimmungen", die an den Ausdruck "geordneter Schulbetrieb" angelehnt seien, gefährdet würden.
4. Die Bekenntnisschule sollte in den "Simultanschulgebieten" nach dem Willen der Eltern ermöglicht werden.
5. Im Religionsunterricht sollten "die Rechte der Kirche" gewahrt bleiben.
Darüber hinaus setzte sich die Konferenz stark für die konfessionelle Trennung ein und baute zur Verwirklichung vor allem auf katholische Vereine. So sollten nur konfessionelle Landschulheime errichtet werden, die katholische Schulorganisation sollte an die katholischen Sittlichkeitsgrundsätze erinnern, Hilfsschulen und ländliche Siedlungen konfessionell errichtet werden.
Daneben ging es beispielsweise um ein Begräbnisverbot für Mitglieder schlagender Studentenverbindungen (Nr. 6), die Unsittlichkeit des weiblichen Schauturnens (Nr. 11) und das anstehende 50. Priesterjubiläums Papst Pius' XI. 1929 (Nr. 14).
Quellen
Pacelli an Bertram vom 28. Juli 1928, in: HÜRTEN, Heinz (Bearb.), Akten deutscher
Bischöfe über die Lage der Kirche 1918-1933, Bd. 2: 1926-1933 (Veröffentlichungen
der Kommission für Zeitgeschichte A 51), Paderborn u. a. 2007, Nr. 437,
S. 878-880.
Protokoll der Fuldaer Bischofskonferenz vom 7.-9. August 1928, in: HÜRTEN, Heinz
(Bearb.), Akten deutscher Bischöfe über die Lage der Kirche 1918-1933, Bd. 2:
1926-1933 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte A 51), Paderborn
u. a. 2007, Nr. 440, S. 888-903.
Literatur
Fuldaer Bischofskonferenz; Schlagwort Nr. 6037.
Fuldaer Bischofskonferenz vom 7.-9. August 1928, Nr. 6; Schlagwort Nr. 3127.
Fuldaer Bischofskonferenz vom 7.-9. August 1928, Nr. 11; Schlagwort Nr. 3128.
Fuldaer Bischofskonferenz vom 7.-9. August 1928, Nr. 14; Schlagwort Nr. 27017.
Empfohlene Zitierweise
Fuldaer Bischofskonferenz 1928 vom 7.-9. August, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 10036, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/10036. Letzter Zugriff am: 24.11.2024.
Document(s) related to this keyword
- Pacelli an Gasparri, 08.02.192817262Nuntiaturbericht (Ausfertigung)Giubileo Sacerdotale del Santo Padre
- Pacelli an Sbarretti, 27.08.192819927Nuntiaturbericht (Ausfertigung rekonstruiert nach Entwurf)Inviasi Protocollo della Conferenza vescovile di Fulda (7-9 Agosto 1928)
- Pacelli an Gasparri, 27.08.192890Nuntiaturbericht (Ausfertigung)Inviasi Protocollo della Conferenza vescovile di Fulda (7-9 Agosto 1928)
- Pacelli an Gasparri, 02.09.192817368Nuntiaturbericht (Ausfertigung)Giubileo Sacerdotale del Santo Padre
- Pacelli an Gasparri, 23.03.19294077Nuntiaturbericht (Ausfertigung)Trattative concordatarie colla Prussia
- Pacelli an Gasparri, 27.08.19294167Nuntiaturbericht (Ausfertigung)Sulla erezione della nuova diocesi di Berlino