Besetzung der bischöflichen und erzbischöflichen Stühle in Preußen
Der Codex Iuris Canonici von 1917, in dem die kirchlichen Zentralisationsbestrebungen des 19. Jahrhunderts einen juristischen Ausdruck fanden, bestimmte demgegenüber in can. 329 § 2, dass der Papst die Bischöfe frei ernennt, während das Bischofswahlrecht über § 3 nur als Ausnahme vorgesehen war. Nach der Revolution in Deutschland und der Weimarer Reichsverfassung, die in Artikel 137 Absatz 2 der Kirche die Autonomie ihrer Ämterbesetzung zustand, sah der Heilige Stuhl die Möglichkeit, das Bischofwahlrecht der preußischen Domkapitel zu beschneiden und so das Verfahren der Bischofseinsetzungen dem allgemeinen Recht anzupassen. Die Kapitel, der Episkopat und die preußische Regierung versuchten allerdings, ihr Privileg zu verteidigen. Die Regierung und der Heilige Stuhl einigten sich im Kontext der Verhandlungen um das Preußenkonkordat von 1929 auf einen Kompromissmodus, der weiterhin die Bestellung der Bischöfe durch die Kapitelswahl vorsah. Demgemäß reichten bei Erledigung eines Bistums sowohl das jeweilige Domkapitel als auch die preußischen Diözesanbischöfe Listen mit Kandidaten in Rom ein. Der Heilige Stuhl stellte "unter Würdigung" dieser Vorschläge – er war also nicht an sie gebunden – eine Terna auf, aus der das Domkapitel den neuen Bischof zu wählen hatte. Danach vergewissert dieses sich, dass die Staatsregierung keine politischen Bedenken gegen den Erwählten geltend machte, bevor der Heilige Stuhl die Einsetzung vornahm.
Quellen
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