Dokument-Nr. 140
Pacelli, Eugenio
an Gasparri, Pietro
, 19. November 1925
Regest
Pacelli übersendet ein Schreiben des Freiburger Erzbischofs Fritz, in dem dieser über die Vakanz des Freiburger Domdekanats infolge des Tods des bisherigen Dekans Mutz informiert. Fritz erläutert darin, dass die Besetzung des Dekanats nach den Bestimmungen der Bulle "Ad dominicis gregis" diesmal dem Erzbischof zufällt. Die badische Regierung mischt sich auf der Basis der Regelungen in der badischen Verfassung nicht in die Ernennung ein. Der Erzbischof wird dem Kultusministerium lediglich den Namen des neuen Dekans mitteilen. Fritz ist der Meinung, dass die Bestimmungen der Zirkumskriptionsbullen "Provida solersque" und "Ad dominicis gregeis" weiterhin gültig sind. Er weist auf die Gefahren für die Kirche hin, sollten diese für ungültig erklärt werden, da auf ihnen die Staatsleistungen an den Erzbischof, das Domkapitel und die bischöfliche Kanzlei in Freiburg basieren. Fritz verweist in diesem Zusammenhang auf die Note des preußischen Kultusministers Boelitz vom 19. Mai 1924, der die Zirkumskriptionsbullen als weiterhin rechtlich bindend ansieht. Der Erzbischof zieht aus dem Gesagten den Schluss, dass er ohne weitere Fakultät des Heiligen Stuhls dazu autorisiert ist, den Dekan des Domkapitels zu ernennen und dass die Ernennung desselben durch den Heiligen Stuhl ein Verstoß gegen die genannten Zirkumskriptionsbullen darstellen würde. Dennoch fragt Fritz nach, ob sein Urteil als richtig angesehen wird und ob er in diesem Sinne fortfahren kann. Pacelli bat den Erzbischof darum, mit der Umsetzung auf die Entscheidung des Heiligen Stuhls zu warten. Darüber hinaus machte er deutlich, dass der Inhalt der Note des preußischen Kultusministers nicht den Tenor seiner eigenen Note traf. Pacelli empfiehlt, dem Ansinnen Fritz' wie bereits in ähnlich gelagerten Fällen für dieses Mal ohne Präjudiz für zukünftige Entscheidungen zuzustimmen. Dabei müsste ihm zu verstehen gegeben werden, dass der Heilige Stuhl eine solche provisorische Lösung nicht mehr länger mittragen möchte. Nach den politischen Umwälzungen von 1918 und nach den neuen Verfassungen im Reich und in Baden, die die Beziehungen zwischen Kirche und Staat grundsätzlich geändert haben, muss Baden zu neuen Abkommen mit dem Heiligen Stuhl bereit sein, so wie bereits in Bayern geschehen und in Preußen vorgesehen. Der Heilige Stuhl ist offen für solche Verhandlungen. Sollte die badische Regierung zu keinen Verhandlungen bereit sein, wird für den Freiburger Erzbischof das kirchliche Recht in Kraft treten. Pacelli erinnert daran, dass die Zentrumspartei weiterhin die stärkste Fraktion im badischen Landtag stellt und ihren Einfluss auf die Regierung ausüben könnte, dass sie Verhandlungen mit dem Heiligen Stuhl aufnimmt oder zumindest die Staatsleistungen verteidigt, die letztlich auf die Säkularisation zurückgehen.Betreff
Nomina del Decano nella Chiesa Metropolitana di Friburgo
Con Foglio No. 11532 in data del 6 corrente, rimessomi qui ora, e di cui l'Eminenza Vostra Reverendissima troverà copia acclusa, il Revmo. Mons. Arcivescovo di Friburgo


Mons. Fritz osserva che secondo la Bolla Ad dominici gregis custodiam





Il sullodato Monsignore ricorda essere egli d'opinione che le Bolle concordate Provida solersque

25v
Ad dominici gregis custodiam dell'11 Aprile 1827 sono ancora in vigore, ed
aggiunge che riuscirebbe per la Chiesa di gravissimo danno, se venissero dichiarate come non
più vigenti, perché su di esse si basano le prestazioni finanziarie dello
Stato del Baden
Mons. Arcivescovo cita poi un passo di una Nota (Nr. G II 419.1) direttami in data del 19 Maggio 1924 dal Ministro prussiano per la scienza


26r
procedere in conformità della medesima.Mi sono affrettato a rispondere al prelodato Arcivescovo che avrei senza indugio sottoposto il caso al giudizio della S. Sede pregandolo in pari tempo di attenderne, prima di compiere qualsiasi passo, la decisione. Ho inoltre osservato che il succitato testo del Ministro prussiano non corrispondeva al tenore della mia Nota, il che non avevo mancato di rilevare nella susseguente replica.
Se a me è lecito di esprimere il mio umile parere a riguardo del Foglio di Mons. Arcivescovo di Friburgo, sembrami subordinatamente che non possa nelle attuali circostanze evitarsi di concedergli, come già la S. Sede ha fatto in simili casi, la nomina del Decano pro hac vice et sine praeiudicio futuri temporis. Occorrerebbe tuttavia di far comprendere a Mons. Fritz che la S. Sede non intende di protrarre ormai più a lungo un tale stato di cose provvisorio. Dopo i rivolgimenti politici





26v
gativo, poiché in
tal guisa il Governo mostrerebbe di disinteressarsi del nuovo regolamento dei rapporti
anzidetti, dovrebbe entrare in vigore per l'Archidiocesi di Friburgo il diritto comune



Chinato al bacio della S. Porpora, con sensi di profondissima venerazione ho l'onore di confermarmi
Dell'Eminenza Vostra Reverendissima
Umilissimo Devotissimo Obbligatissimo Servo
+ Eugenio Pacelli Arcivescovo di Sardi
Nunzio Apostolico
1↑Protokollnummer rekonstruiert aus Entwurf.
2↑Hds. eingefügt und durchgestrichen von Pacelli.
Empfohlene Zitierweise
Pacelli, Eugenio an Gasparri, Pietro vom 19. November 1925, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 140, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/140. Letzter Zugriff am: 01.04.2025.Verlinkte Schlagwörter
- Apostolische Nuntiatur in Berlin, Berichterstattung während Pacellis Aufenthalt in Rorschach vom 15. Oktober bis 27. Dezember 19251460
- Badische Landtagswahlen vom 25. Oktober 19251391
- Badische Regierung (1924-11-23 – 1925-11-23) Kabinett Hellpach2028
- Badische Verfassung vom 21. März 19192117
- Badische Verfassung vom 21. März 1919, § 1828064
- Badischer Landtag, Weimarer Republik1382
- Besetzung der Kanonikate in Freiburg im Breisgau23038
- Bulle Leos XII. "Ad Dominici gregis custodiam" vom 11. April 1827 und Breve "Re sacra" vom 28. Mai 18272094
- Bulle Pius' VII. "Provida solersque" vom 16. August 18212111
- CIC/1917, Codex Iuris Canonici 19173000
- Deutsche Zentrumspartei in Baden9052
- Geistliche Fakultät1677
- Konkordat mit Bayern von 192411169
- Novemberrevolution im Deutschen Reich14013
- Staatsleistungen an Religionsgesellschaften in Baden15093
- Verhandlungen über ein Konkordat mit Baden1390
- Verhandlungen über ein Konkordat mit Preußen 1924-192925084
- Weimarer Reichsverfassung25009