Dokument-Nr. 1742
Pacelli, Eugenio
an Gasparri, Pietro
Berlin, 12. September 1925
Regest
Pacelli sendet die an den Papst gerichtete Denkschrift des Vorsitzenden der Zentrumspartei Marx zurück und erklärt unter Verweis auf mehrere Nuntiaturberichte, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Zentrum und der Sozialdemokratischen Partei nach der Novemberrevolution von 1918 notwendig war, um von Staat und Kirche schweren und irreparablen Schaden abzuwenden. Da sich in der Folgezeit die Gesamtlage verbesserte, sei diskutabel, ob die Fortsetzung der Zusammenarbeit zwingend notwendig war. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist das Zentrum auf Reichsebene eine Regierungskoalition ohne Beteiligung der Sozialdemokratie eingegangen, während es in Preußen weiterhin mit den Sozialdemokraten regiert. Pacelli sieht bei der Mehrheit der Zentrumsmitglieder keine Affinitäten zum Sozialismus, wenngleich er den linken Parteiflügel von dieser Einschätzung ausschließt. Die Mehrheit sei vielmehr davon überzeugt, dass mit den rechten politischen Kräften keine verlässliche Zusammenarbeit für friedliche internationale Beziehungen und zum Wohl von Volk und Kirche möglich ist.Der Nuntius sieht in der Deutschen Volkspartei einen Hort des alten Liberalismus und in der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) einen Hort des aggressiven Protestantismus. Wenngleich diese Parteien unter Rekurs auf die Parität zu Zugeständnissen zugunsten der katholischen Kirche bewegt werden könnten, wofür Pacelli das Bayernkonkordat und das Reichsschulgesetz anführt, warnt er doch vor einem zu großen Vertrauen zu Personen, die von Vorurteilen gegen Katholiken und von einer Abneigung gegen Rom geprägt sind und diese nur aus der politischen Notwendigkeit des Moments heraus unterdrücken. Mit Blick auf die kirchlichen Anliegen scheinen dem Nuntius jene katholischen Adelige und Kleriker wenig lobenswert, die aus Affinität zum alten Regime und zu manchmal antichristlichen Tendenzen in den sozialen Bereichen die Zentrumspartei zugunsten der DNVP verließen. Trotz seiner Fehler sei nämlich das Zentrum der einzige verlässliche Verteidiger kirchlicher Interessen im Parlament. Wenngleich der Reichskatholikenausschuss der DNVP innerhalb der Partei zugunsten der katholischen Kirche Einfluss zu nehmen versuche, lehre die Erfahrung doch, dass aufgrund der protestantischen Mehrheit in der Partei diese Anstrengungen oft ineffizient sind, wie die Budgetdebatte im Kultus-Ausschuss des preußischen Landtags zeigte. Wenn die protestantischen Interessen nicht unlöslich mit den katholischen verbunden sind, ist nach Pacellis Einschätzung zu erwarten, dass die DNVP die katholische Position ablehnen wird.
Der Nuntius hält es für inopportun, dass der Heilige Stuhl erklärt, eine der Parteien zu favorisieren, und empfiehlt, auf Marx' Denkschrift nicht zu antworten. Des Weiteren schlägt er vor, dass Gasparri und der Papst deutsche katholische Persönlichkeiten bei Romreisen vertraulich auf die Gefahren des Sozialismus aufmerksam machen und an die katholische Pflicht erinnern, nur Parteien beizutreten, die den Schutz religiöser Interessen garantieren.
Betreff
Memoriale su "la politica dei cattolici tedeschi"
Insieme al Memoriale su "la politica dei cattolici tedeschi", che qui accluso compio il dovere di ritornare all'Eminenza Vostra Reverendissima, mi è pervenuto il venerato Dispaccio N. 45372 [sic] del 31 Agosto p. p.
Come ho già ampiamente esposto in vari miei rispettosi Rapporti, - fra i quali mi sia permesso di ricordare quello del 22 Ottobre 1924 N. 31414 -, nei primi tempi dopo la rivoluzione in Germania






57v
si venne in seguito progressivamente migliorando e
consolidando, e può quindi apparire discutibile, se sia stato indispensabile ed opportuno il
succcessivo prolungarsi della collaborazione dei cattolici colla socialdemocrazia. Al
presente, tale stato di cose è cessato per ciò che riguarda il Governo del
Reich







58r
mente la coalizione
politica coi socialisti e mostri non di rado tendenze avanzate nelle questioni sociali, - ma
Per ciò che riguarda gli anzidetti partiti di destra, è innegabile, d'altra parte, che essi sono la cittadella del vecchio liberalismo (Deutsche Volkspartei




58v
come dimostrò la discussione





59r
sa. È ben vero che
quei cattolici, riuniti, come è ben noto all'Eminenza Vostra (cfr. Dispaccio N. 34510 del 20 Settembre 1924 e Rapporto N. 31358 del 3 Ottobre s. a.), in speciale Comitato





59v
partito tedesco-nazionale prenda posizione contraria ai
cattolici; che anzi talvolta il furor protestanticus può giunger perfino a sacrificare la
propria utilità pur di impedire il vantaggio della Chiesa cattolica e soprattutto di
combattere l'odiata Roma.A mio subordinato avviso, non sarebbe, almeno per ora, opportuno che la S. Sede si pronunziasse a favore dell'uno o dell'altro partito, per motivi analoghi a quelli accennati già nel mio rispettoso Rapporto N. 33513 del 6 corrente, nè occorrerebbe quindi di dare al Memoriale inviato dall'ex-Cancelliere Sig. Marx


60r
partiti, i quali diano
sufficiente e seria garanzia per la tutela dei superiori interessi religiosi, e la
gravissima responsabilità, che incorrerebbero, se questi rimanessero per loro causa
pregiudicati.Chinato umilmente al bacio della Sacra Porpora, con sensi di profondissima venerazione ho l'onore di confermarmi
Di Vostra Eminenza Reverendissima
Umilissimo Devotissimo Obbligatissimo Servo
+ Eugenio Pacelli Arcivescovo di Sardi
Nunzio Apostolico
1↑Hds. eingefügt von
Pacelli.
2↑Hds. ein gefügt von
Pacelli.
3↑das Wort "riservamente"
hds. mit roter Farbe unterstichen, vermutlich vom Empfänger